Geburtstag im Nirgendwo – die Cruise to Nowhere in Singapur

Mein Geburtstag stand bevor. Und nachdem wir immer noch in Singapur festsaßen und sich auch keine baldige Veränderung der Situation abgezeichnet war, beschlossen wir, die einzig mögliche „Reise“ vorzunehmen, die Singapur eben bot: Eine „Seacation“, genauer gesagt, eine Cruise to Nowhere. Eine Kreuzfahrt, die zwar am Singapurer Hafen in See sticht, aber kein genaues Ziel vor Augen hat, sondern stattdessen nach einem, oder zwei Tagen auf See wieder in Singapur einlaufen würde.

Neben Staycations werden Seacations schon seit längerer Zeit von der Singapurer Regierung und dem Tourismus Board beworben, um die stark angeschlagene Tourismusbranche zu stärken. Viele unserer Expatfreunde hatten in den letzten Monaten ihre Urlaubstage dazu benutzt, um ein Hotel in der Stadt auszuprobieren. Für uns war das bisher nichts gewesen, fühlten wir uns doch sowieso schon eher eingesperrt in Singapur. Und eigentlich sind auch Kreuzfahrten gar nicht unbedingt unser Ding und ich persönlich hatte bis dato auch noch nie ein Kreuzfahrtschiff betreten. Aber die Aussicht, mal zwei Nächte nicht in Singapur zu verbringen und einfach mal einen Wechsel der Szenerie zu erleben, war so verlockend, dass ich meine Prinzipien mal für ein paar Tage über Bord schmiss.

In Singapur gibt es derzeit zwei Anbieter der „Cruise to Nowhere“, die Royal Caribbean und die Dream Cruise. Während die Royal Caribbean international bekannt ist und vor allem unter Expats sehr populär war, ist die Dream Cruise eher für asiatisches Publikum ausgerichtet und bietet neben einem riesigen Casino an Bord vor allem asiatische Küche und viele Indoor-Aktivitäten.

Allerdings gibt es auf der Dream Cruise mit der „Palace Suite“ eine gehobene Reiseklasse, mit eigenem Deck, Restaurant und Pool und geräumigen Suiten mit großen Balkonen. Und nachdem mir eine Freundin von eben dieser Palace Suite vorschwärmte und diese genau über meinen Geburtstag in See stach, buchten wir kurzerhand die dreitägige Tour für zwei Wochen später.

Und dann war es endlich so weit, und der Tag vor meinem Geburtstag stand bevor. Wir fuhren gegen Mittag zum Singapurer Hafen, wo wir als allererstes negativ auf Corona testen lassen mussten. Und obwohl in Singapur keinerlei Fälle verzeichnet wurden, waren wir durchaus aufgeregt, denn bis dato hatten wir nicht einen Test machen müssen. Glücklicherweise handelte es sich bei diesem Anbieter um einen ART (Antigen Rapid Test), der schmerzfrei und harmlos verlief (und glücklicherweise auch negativ ausfiel). Dann ging es an Bord.

Als Palace Suite Gäste konnten wir nicht nur früher an Bord, sondern auch über einen separaten Eingang das Schiff betreten. In unserem Zimmer sollten wir auf unseren persönlichen Butler warten, der leider etwas auf sich warten ließ. Die Zeit verbrachten wir auf unserem riesigen Balkon, von dem wir einen tollen Blick auf die Singapurer Skyline hatten. Als der Butler nach circa einer Stunde endlich kam, reservierten wir über ihn einige Besuche in den Schiffsrestaurants und auch einen Platz im Whirlpool. Passenderweise startete kurze Zeit später auch die Happy Hour der Palace Suite, sodass wir mit einem Prosecco in der Hand im Jacuzzi saßen, und die Sonne über Singapur untergehen sahen.

Zum Abend hatten wir eine Reservierung in einem der beliebten Schiffsrestaurants – dort gab es „Hotpot“. Wieder ein „First“ für uns, denn wir hatten, obwohl bereits 1,5 Jahre in Singapur wohnhaft, bisher noch nie das beliebte koreanische Fondue Barbecue ausprobiert. Während wir unsere Gemüsespieße in dampfende Suppen und leckere Soßen tauchten, legte die World Dream endlich ab und wir stachen in See. Endlich, nach über einem Jahr auf 700 QM, verließen wir also Singapur.

Nach dem Essen gingen wir noch an die Bar und tranken ein Glas Champagner – zur Feier des Tages und überhaupt. Um 22:30 Uhr setzte dann die nächtliche Ausgangssperre ein, die auch hier auf hoher See galt und penibel genau eingehalten wurde. Zum Glück hatten wir unseren tollen Balkon, auf den wir uns setzten und von dem aus wir in die Weite schauten. Auch über Nacht ließen wir die Türen zum Balkon auf. Das Meeresrauschen und die frische Luft beim Einschlafen waren unbeschreiblich.

Am nächsten Morgen wachte ich bei strahlendem Sonnenschein mit einem unglaublichen Blick aufs Meer auf – eine unfassbare Erfahrung und ein toller Start in meinen Geburtstag! Während ich mich fertigmachte, richtete Daniel einen schönen Geburtstagstisch mit Geschenken, einer Flasche Champagner und sogar einem Kuchen an und so konnte ich zum ersten Mal in meinem Leben Geschenke auf hoher See mit Blick in die Ferne auspacken. Nach 1,5 Jahren am gleichen Ort war das Gefühl phänomenal.

Nach dem Frühstück ging es für uns dann aufs Pooldeck, wo wir eine weitere Stunde im Whirlpool gebucht hatten. Glücklicherweise war niemand anderes an Deck, weshalb wir den Nachmittag am Pool verbringen konnten. Später wurde es aber selbst uns dann zu heiß und wir gingen unter Deck in die Lounge, um einen High Tea zu machen. Der war aber eher unspektakulär, weshalb wir in der Happy Hour ein Glas Prosecco bestellten, und uns wieder auf unseren Balkon setzten, der sich nun zum wiederholten Male bewährte.

Am Abend gab es dann wieder eine Premiere für uns: Unser Butler hatte uns einen Platz im Umi Uma reserviert, in dem ein Live-Koch für unseren Augen auf spektakuläre Art japanisches Teppanyaki zubereitete. Von Freunden hörten wir, dass es in Singapur den ganzen Tag geregnet hatten. Das Essen war fantastisch und wir mit der Wahl, auf See gegangen zu sein, glücklicher den je.

Auf dem Zimmer erwartete uns dann noch eine Flasche Champagner anlässlich meines Geburtstags und so setzten wir uns auf den Balkon mit einem Gläschen, hörten Musik und schauten aufs Meer. Es war so schön.

Am nächsten Morgen wachte ich bei Sonnenaufgang auf und machte wunderschöne Fotos. Nach dem Frühstück legten wir dann auch schon in Singapur an. Das war’s – 48 Stunden auf See.


Einige wichtige Hinweise über eine Cruise während einer globalen Pandemie:

Auch wenn die Cruise to Nowhere für uns die einzige Möglichkeit bot, Singapur zu verlassen, galt Singapurs Ausgangssperre ab 22:30 Uhr weiterhin. Das heißt, dass das Ausschenken von Getränken um 22 Uhr beendet wurde und uns spätestens um 22:30 Uhr die Gläser vor der Nase abgeräumt wurden – egal ob leer oder noch gefüllt. Zudem gibt es viele Sicherheitsvorkehrungen: Man überall die Maske tragen, auch am Pool und auch beim Sonnen, und selbst wenn man sich ganz unbeobachtet und alleine fühlt, kann man sich sicher sein, dass eine Kamera, oder ein eigens für die Cruise angestellter “Safe Distancing Ambassador” einen genaustens beobachtet. Zudem muss man einen Tracker tragen und diesen, sowie Zimmerkarte und die Covid-19 TraceTogether App überall vorzeigen, d.h. auf jedem Schiffsdeck und so ziemlich jedem Angestellten. Die meisten Aktivitäten muss man im Vorfeld buchen und das dann auch nur für eine Stunde. Es lohnt sich definitiv, einen frühen Slot zu buchen und darauf zu hoffen, dass man länger bleiben kann, wenn niemand anderes nach einem eine Buchung vorgenommen hat. Am Palace Pool wurden während unserer Reise maximal 8 Personen gleichzeitig auf dem ganzen Deck geduldet.

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