Ein Tag in Pulau Ubin

Einen Tagesausflug entfernt von Singapur liegt die Insel Pulau Ubin, wo es Natur und Geschichte zu entdecken gibt.

Da wir nach wie vor nicht reisen können, haben wir viel Zeit, Singapur bis in alle Ecken ausgiebig zu erkunden. Was viele nicht wissen: Singapur ist zwar ein Inselstaat und das meiste Leben findet auf der gleichnamigen “Hauptinsel“ statt, zum Staatsgebiet gehören aber noch rund 60 weitere, meist sehr viel kleinere Inseln. Nur wenige von ihnen sind problemlos zu erreichen und zu erkunden, die meisten sind noch nicht einmal bewohnt.

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Die einzige Insel mit Bewohnern jenseits der Hauptinsel ist Pulau Ubin. Die 10,2 Quadratkilometer große Insel liegt im Nordosten vor Singapurs Küste, in unmittelbarer Nähe zu Malaysia und ist tatsächlich über 200 Millionen Jahre alt! Ursprünglich hieß die Insel jedoch anders – Pulau Batu Jubin um genau zu sein, was auf malaiisch “Granitinsel” bedeutet. Der Name spielt auf die vielen Granitsteinbrüche an, die bis zu den 1970er Jahren überall auf der Insel verteilt lagen. Bei einem Umsiedlungsprogramm der Regierung wurden die meisten Granitminen aufgegeben, um Pulau Ubin zu einer Attraktion für Naturliebhaber zu machen. Dadurch wurde auch die Einwohnerzahl massiv reduziert. Heute zählt Pulau Ubin noch etwa 100 Bewohner, die meisten davon sind chinesischer Herkunft. Diese leben in winzigen Häusern in alten Dörfern und verleihen Fahrräder an Touristen, arbeiten in Hawker Stalls und verkaufen ihre einheimischen Gerichte, oder arbeiten als Fischer in einer der vielen Krabbenfarmen.

Überfahrt nach Pulau Ubin

Mit vier Litern Wasser im Cooler, Hygienetüchern, unserer Kamera und Bargeld ausgestattet, fahren an einem Samstagmorgen mit dem Grab zum Changi Point Ferry Terminal, von dem regelmäßig Bumboats nach Pulau Ubin übersetzen. Bumboats sind eigentlich Händlerboote, die zur Versorgung größerer, auf Reede liegender Schiffe eingesetzt werden. In Singapur werden Bumboats aber auch als Wassertaxis bzw. für den Transport von Touristen verwendet. Ihr erinnert euch vielleicht, dass wir auch nach Desaru in Malaysia mit einem Bumboat gefahren sind.

Die Fahrt nach Pulau Ubin dauert ungefähr fünfzehn Minuten und kostet 4 SGD pro Person und pro Strecke. Der Weg führt einen Großteil an der Ostküste Singapurs vorbei. In normalen Zeiten könnte man hier die vielen Flugzeuge beobachten, die auf dem Flughafen Changi landen. Aufgrund der Corona-Pandemie sehen wir aber nur vereinzelte Transportmaschinen, die vermutlich eher für Cargo-Zwecke benutzt werden. Mir wird beim Beobachten der Küste auch wieder einmal bewusst, wie Grün Singapur eigentlich ist. Die dicht bepflanzte Insel hebt sich mit ihren vielen Bäumen, Büschen und tropischen Pflanzen so richtig stark vom Türkis des Südchinesischen Meers ab und ich muss inständig an unsere Fahrt nach Magnetic Island in Australien denken. Das waren noch Zeiten, in denen wir frei und unbeschwert Ländergrenzen passieren konnten…

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Aktivitäten auf Pulau Ubin

Nach etwa einer Viertelstunde erreichen wir den Jetty Pulau Ubins und werden einmal mehr daran erinnert, dass Singapur sich mitten in den Tropen befindet: Es ist unfassbar schwül. Und anders als auf der dicht bebauten Hauptinsel, gibt es hier keine regelmäßig platzierten Klimaanlagen und Belüftungssysteme, die die Umgebungstemperatur herunterkühlen – allenfalls kann man hier und da vereinzelte Ventilatoren erspähen.

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Überhaupt ist Pulau Ubin so ganz anders, als das turbulente, hochmoderne und schillernde Singapur: Von Palmen, Bäumen und Steinen gesäumt, befinden sich hier altertümliche Hütten, Pfade statt Straßen und bunte, selbstbemalte Schilder, die den Weg weisen. Ein wenig erinnert mich das kleine malerische Dorf auch an Da Nang in Vietnam, nur dass man eben anstelle von Vietnamesen mit ihren großen Hüten eher die für Singapur typischen Uncles und Aunties vor ihren Hawker Stalls sitzen und sich unterhalten seht. Lediglich die Safe Distancing Hinweisschilder und die dazugehörigen QR-Codes, die zum Ein- und Auschecken zur Eindämmung der Verbreitung des Corona-Virus an jeder Hütte angebracht wurden, erinnern an unseren hochmodernen Alltag auf der Hauptinsel. Ansonsten ist Pulau Ubin so ziemlich das absolute Gegenteil von (der Hauptinsel) Singapur. Es wirkt malerisch, rückständig und beinahe altertümlich.

Wir sprühen uns mit Insektenspray ein (Sonnencreme tragen wir sowieso immer in Singapur!) und leihen uns Fahrräder in einem der ansprechenderen Büdchen. Die Preise sind überraschend hoch: 40 SGD zahlen wir für zwei Fahrräder – dafür dürfen wir diese aber auch den ganzen Tag behalten. Rund um den Verleih wird das Reinigen der Fahrräder angeboten – denn es gibt im westlichen Teil der Insel einen Mountain Bike Path, der sich über 10 Kilometer herausfordernde Anstiege und felsige Talfahrten schlängelt und ziemlich anspruchsvoll sein soll. Wir entscheiden uns für den entspannteren, leichten Weg, den viele auch einfach nur entlang schlendern, um die Insel zu Fuß zu erkunden.

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Dann geht es los. Vom Zentrum direkt hinterm Jetty gibt es an sich nur zwei Wege, die weiter ins Innere der Insel führen. Wir nehmen den Weg vorbei am Fahrradverleih, einmal rund um den Pekan Quarry und dann weiter in Richtung Check Jawa Wetlands, den östlichen Teil der Insel. Der Weg führt über Asphalt, Waldweg und manchmal auch einfach über Felder.

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Wir kommen am Ubin Fruit Orchard vorbei – einem Obstgarten mit über 350 Durian-, Mangroven- und Brotfruchtbäumen. Dort entdecken wir – mitten auf dem Feld – ein freilaufendes Schwein. Pulau Ubin ist bekannt für die vielen wild-lebenden Tiere und die zahlreichen Lebensräume und neben den wilden (asiatischen) Schweinen leben hier auch Winkerkrabben, Bankivahühner und Schlammspringer. Leider fängt es in dem Moment an zu regnen und wir müssen den Orchard verlassen, um Schutz unter den Bäumen auf dem Hauptweg zu suchen.

Durch den Regen wird unser Abenteuer auf Pulau Ubin umso tropischer. Es prasselt nur so herunter, aber wir fahren nach kurzer Überlegung weiter und lassen uns ein wenig von den Wegen treiben. Auch wenn diese teilweise nur in eine Richtung führen, was wir etwas irritierend finden, da dadurch die Erkundungstour doch ganz schön vorgegeben wird.

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Unser Ziel ist eine der Campsites im Norden der Insel. Dort befinden sich viele Möglichkeiten, zu Campen und Barbecue mit Freunden zu veranstalten. Während Covid sind Treffen in größeren Gruppen und das Anmieten der Plätze zwar nicht möglich, aber trotzdem finden sich überraschend viele Besucher am Ufer, die gemeinsam angeln, essen, oder auch im Meer baden.

Wir nehmen uns ein paar Minuten und schauen aufs Wasser, in Richtung Malaysia, das unglaublich nah und doch so fern erscheint. Leider ist es uns aktuell nicht möglich, nach Malaysia zu reisen. Und das, obwohl man theoretisch sogar dorthin schwimmen könnte.

Auf dem Rückweg fahren wir noch eine Schleife und besuchen den Sensory Trail, einen 1,5 Kilometer langen Pfad im südlichen Teil der Insel. Mithilfe verschiedener Pflanzenarten und anschaulichen Beschreibungen sollen hier die fünf Sinne angeregt werden: Sehen, anfassen, riechen, schmecken und hören. Während unseres Besuch gibt es keinen Guide und so steigen wir vom Fahrrad ab und entdecken die verschiedenen Zonen auf eigene Faust. Zum Beispiel befindet sich entlang des Trails ein Kautschukbaum und ich erfahre, dass Pulau Ubin neben Steinbrüchen ehemals auch Kautschukplantagen beheimatete. Heute reihen sich die Kautschukbäume neben Kokosnusspalmen, Durianbäumen und sogar Mangos, Papayas und Bananen ein und sollen normalerweise für ein umfassendes Dufterlebnis sorgen. Wir tragen natürlich auch in Pulau Ubin eine Maske, insofern haben wir nicht alle Sinne anregen können und müssen wohl noch einmal wieder kommen, wenn der Spuk um das Coronavirus vorbei ist.

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Da der Regen nicht nachlassen will und wir inzwischen klitschnass und etwas hungrig sind, entscheiden wir, ein Bumboat zurück zur Hauptinsel zu nehmen. Der Rückweg kostet ebenfalls 4 SGD und nach einer weiteren kurzen Überfahrt, die dieses Mal um einiges schaukeliger ist, laufen wir in die nahegelegene Little Island Brewing Company in Changi Village, wo wir an rustikalen Picknick-Tischen ein Bier bzw. ein Glas Wein trinken und Nachos futtern. Theoretisch könnte man auch in einem der Hawker-Stalls auf Pulau Ubin essen, aber wir haben bereits Pläne, noch am selben Tag zu unserem Favoriten Swee Choon zu gehen, wo es ähnliche Küche gibt.

So heben wir uns also einiges für den nächsten Besuch in Pulau Ubin auf – hoffentlich dann mit Besuchern aus Deutschland und mit weniger Einschränkungen!

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